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doppelt gewendet

by Heike Mildner

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    Ein schöner Silberling in einem schönen Cover mit 20-seitigem Booklet für alle, die noch einen Player ihr eigen nennen, zum Beispiel im Auto. Und wie soll man denn sonst noch Musik verschenken ...

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1.
Die Gaukler kratzen sich, die Flöhe beißen, die Katzen grinsen breit und subversiv, die Kinder hocken auf dem Topf und weinen, die Dissidenten wühlen im Archiv. Sie müssen jede Woche was beweisen, was jedermann verschweigt, ist ihr Gewinn, die Frau im Supermarkt vergleicht die Preise, das Land träumt noch ein wenig vor sich hin. Das Parlament erhöht sich die Diäten und hinterher die Steuern für Benzin, ein Moslem rollt den Teppich aus zum Beten, ein Zuckerkranker spritzt sich Insulin. Ein Seelenkranker spritzt sich harte Drogen, bald stirbt die letzte freie Raucherin, selbst an der Börse glätten sich die Wogen, das Land träumt noch ein wenig vor sich hin. Die Bundeswehr fliegt in die fernen Länder, die Waffenlobby feiert ihr Comeback. Der Pförtner reißt das Gestern vom Kalender, liest den Spruch zum Tag und wirft ihn weg, dann überlegt er noch ein paar Minuten, und kommt doch nicht so recht hinter den Sinn, die Flöhe beißen, und die Gaukler bluten, das Land träumt noch ein wenig vor sich hin.
2.
Und wieder ist der Friede der Friede nicht willkommen Die Freiheit schreit nach Waffen und will ihr Recht bekommen ganz egal, wie viel es kostet und wie viele für sie sterben wer ihr blind folgt, der folgt ihr ins Verderben. Ref. Der Krieg spielt auf zum Tanze wie schon vor tausend Jahren. Wem zuckt es in den Beinen und wer bläst in die Fanfaren? Wir drehn uns immer schneller bis wir befreit verschwinden von dieser Erde aus genannten Gründen. Und wieder ist der Friede … Keiner fragt mehr nach den Gründen, jeder pocht auf seine Lügen, beschimpft den andern und will ihn besiegen Ref. Der Krieg spielt auf zum Tanze wie schon vor tausend Jahren. Wem zuckt es in den Beinen und wer bläst in die Fanfaren? Wir drehn uns immer schneller bis wir befreit verschwinden von dieser Erde aus genannten Gründen. Und wieder ist der Friede … freie Rede, freie Liebe, freie Märkte, freies Handeln frei für die Wende alles muss sich wandeln. Ref. Der Krieg spielt auf zum Tanze wie schon vor tausend Jahren. Wem zuckt es in den Beinen und wer bläst in die Fanfaren? Wir drehn uns immer schneller bis wir befreit verschwinden
3.
Als ich mein Herz noch auf der Zunge trug und immer sagte, was ich dachte, da kam es vor, dass man mich dafür schlug, es schlug zurück und heulte auf und lachte. Ich hab mein Herz verschluckt, jetzt ist es da, wo es die Ärzte haben wollten, ist mehr dem Magen als den Augen nah, durch die doch unsre Herzen sehen sollten. Jetzt ist es stumm und schlägt für sich allein. Mein Herz, es schlägt mir auf den Magen. Ich möcht, die Ärzte mögen mir verzeihn, ich möcht es wieder auf der Zunge tragen.
4.
Sigi 03:46
Wie man immer alles richtig macht Sigi hat es uns beigebracht Wir spielten und im Singeclub die Finger krumm fürs Arbeiter- und Bauernpublikum Von nichts kommt nichts, streng dich an Glücklich, wer Erwartungen erfüllen kann Mensch Sigi, und dann kam alles anders, das ganze Land verschwand über Nacht Eingeschlafen sind wir im Schützengraben im Supermarkt aufgewacht Und wir warn frei, zu machen, was wir wolln, aber woher hätten wir wissen solln, was wir wolln Der Supermarkt war super, die Regale gefüllt und alles in den Duft der weiten Welt eingehüllt Wir richteten uns zwischen all den Dingen ein fortan damit beschäftigt Konsument zu sein. Und Sigi tauschte seine Gitarre gegen zwanzig Fußbälle ein, spielen nach verlässlichen Regeln im gemeinnützigen Verein Denn wir warn frei, was wir wolln auch zu tun. Sigi will Gras, Schienbeinschützer und Stolln an deinen Schuhn. Leider war es mir nicht gegeben den Hebel einfach umzulegen Und paar Brocken Lehm ausm Schützengraben werd ich wohl für immer an den Sohlen haben. Sigi tauschte seine Gitarre gegen zwanzig Fußbälle ein, spielen nach verlässlichen Regeln im gemeinnützigen Verein Denn wir warn frei, zu machen, was wir wolln, aber woher hätten wir wissen solln, 
was wir wolln?
5.
Leben im Oderbruch, fortgesetzter Selbstversuch Weit reicht das Auge, weit, weit ins flache Land hinein, hier wollte ich zu Hause sein und nicht nur ein Gast wollte hier bleiben, weil es sich leichter leben lässt fernab von Lärm und Staub und Stress, tschüss Berlin, by by Leben im Oderbruch, fortgesetzter Selbstversuch Alt war das Haus und es stand schon paar Jahre leer Wieder ein Großstadtspinner mehr pfiff der Spatz vom Dach. Doch als ich die Schwalben den dritten Sommer brüten sah war ich mir selber wieder nah, ruhig, stark und frei. Leben im Oderbruch, fortgesetzter Selbstversuch Wie find ich Arbeit wo selbst die Eingebornen gehn, um sich woanders umzusehn, Oderbruch by, by Doch als ich die Schwalben den siebten Sommer brüten sah war mir mein Stück Utopia beinah schon geglückt. Denn um Wurzeln zu schlagen, ist der Boden hier immer noch fett und gut, manchmal ein bisschen verhärtet, da hilft nur lockern – und locker bleiben, ne Fuhre Hühnermist – und locker bleiben, es nehmen, wie es ist – und locker bleiben, Gemüse hinterm Haus – und locker bleiben, Stück Käse für die Maus – und locker bleiben, n Biber inner Pfanne und ne heiße Badewanne ein schnelles www und ne zündende Idee. Was sagt der alte Fritz? na, na, na – locker bleiben, jeder nach seiner Fasson! Leben im Oderbruch, 
fortgesetzter Selbstversuch.
6.
Alles war gut, bevor er kam und es in seine Hände nahm. Alles war gut, doch dann kam er und machte mir das Leben schwer. Mein Chef weiß alles besser ... Was ich auch tu, er mischt sich ein. Die Wahrheit kennt nur er allein. Er zieht die Wahrheit magisch an, weil er auch sonst fast alles kann. Mein Chef weiß alles besser ... Er ist nur halb so alt wie ich, doch prägt die Weisheit seine Sicht, nichts hier auf Erden findet statt, wozu er keine Meinung hat. Mein Chef weiß alles besser ... Wenn er nicht da ist, weiß ich nicht, was für- und gegen etwas spricht. Ich bin so kopflos und konfus, was soll ich machen, ach, mach Du’s. Mein Chef weiß alles besser ... Gib, Herr, dass er noch klüger wird, im Bildungsdschungel sich verirrt, von Lorbeerkränzen eingerankt weit weg ne Professur erlangt. Als Schlauer unter lauter Schlaun kann er den andern‘s Ohr abkaun die meinen wachsen wieder nach und du hör zu, wenn ich was sag! Denn ich weiß alles besser ...
7.
Da rennt ein Wildschwein durch die menschenleere Einkaufsstraße! Ne, nich eins, da komm noch fünfe hinterher. Und ein Coronamaskenträger greift nach Pfeil und Bogen Und für alle Fälle auch nach seinem Weitwurfspeer. Früher war er mal ein ganz patenter Siebenkämpfer, früher war er – unter uns – auch noch ne sie. Bei Olympia achtundachtzig gabs ne Goldmedaille für den SC Luckau und Eastgermany. Jetzt rennt er vollvermummt durch diese leere Einkaufsstraße, bleibt stehn und hält die Nase in den Wind: Aus Richtung Ehrenhain am Stadtpark hört er leises Grunzen und er robbt sich ran, weil da wohl seine Schweine sind. Doch als er ankommt: Totenstille unterm Kriegerdenkmal ... dann bricht die Rotte los, über ihn her! Und als er fünf Minuten später wieder zu sich kommt, steckt da ein großer, grauer Wolf auf seinem Weitwurfspeer und er singt: He, he, he, da war ja wieder richtig was los in BB. Da stehn zwei Gangster vor ner leicht maroden Ganztagsschule, ne nicht zwei, da sitzt ein dritter im Coupe. Sie starrn zum Fenster hinter dem Frau Müller unterrichtet. Die Jungs der Achten schieln ihr scheu ins Dekolleté. Früher schweißte sie mal Rohre an der Drushba-Trasse, früher war sie – unter uns – auch noch ein Er. Ignorierte all die Jahre, was da in ihr brodelt, die Wahl hatte sie eh nicht in der DDR. Jetzt konjugiert sie mit der Sechsten unregelmäßige Verben, schaut arglos aus dem Fenster und erstarrt: Oh fuck, herrjemine, die Brüder von Sergei, mein altes Leben! Ja, Mafia war blöde, doch die Wendezeit war hart! Sie sieht die Knarren blitzen, duckt sich, robbt zur Tür: „Hey Kinder, war schön mit euch, doch leider muss ich gehn!“ Als Seitenaussteiger sorgt sie noch einmal für Verwirrung, Alarmknopf und Sirene, Feuerwehr, „Auf Wiedersehn!“ Die Kinder singen: „He, he, he, da war ja wieder richtig was los in BB!“ Da rennt ein Tierrechtsaktivist übers Betriebsgelände, drei andre sind schon rüber übern Zaun. Dem vierten hängt ein Wachhund an der Outdoorhose. Ach, wär er, wie die andern schneller abgehaun! Früher war er mal ein hochbegabter Waldorfschüler, früher war er, unter uns, ein liebes Kind. Jetzt bricht er ein in Ställe und befreit die Massentiere, sein Herz, es schlägt für Huhn und Pute, Schwein und Rind. Unter uns: Es schlägt für Katja mit den Karohemden, drum schlägt er sich besonders rigoros. Katja sitzt schon mit den andern im Geländewagen, er weiß, im Zweifel fahrn sie ohne ihn los! Der blöde Köter lässt nicht ab von seiner Wolfskinhose, Puten überall, der Wachschutz naht. Hilft nix: Hose runter! Er erklimmt den Zaun, springt rüber. Die Wachfrau macht ein Foto von nem Nacktarsch im Spagat. Und sie singt: „He, he, he, da war ja wieder richtig was los in BB!“
8.
Dein Vogel hat sein Nest gebaut nicht in einer Schlehenhecke, nein, er nistet gut versteckt ganz direkt unter meiner Schädeldecke. Zwitschert fröhlich vor sich hin, wie ist er da nur hingeraten? So ganz leise, simsala, war er da, fühlt sich ganz wohl in meinem Garten. Sein Nest gepolstert mit Momenten, Worten, Blicken und Gesang. Nimmt mich lächelnd in Beschlag, wie ichs mag, querfeldein und mittenmang. Frühlingswind weht durch Synapsen, weich und wild und wunderlich. Hör ich seine Melodie – spät und früh – wünsch ich mir, er meine mich.
9.
Subkutan 03:02
Es war ein wunderbarer Tag, er traf mich wie der Flügelschlag einer Glücksfee. Ein ganzes Festkommitee hätte das nicht planen können! Jedem würd ich sowas wenigstens einmal im Leben gönnen: Dieses Glücksgefühl! Jedes Molekül meines Körpers fühlte sich zu deinem hingezogen und ein wunderbunter Regenbogen aus Her und Hin und Für und Wider in meinem Kopf. Neuer Vers, alte Lieder: Hatt’ ich nicht gesagt: Nie wieder? Subkutan, du gehst mir unter die Haut subkutan, fremd und vertraut gehst du mir unter die Haut. Jetzt stehst du ganz dicht neben mir, und ich erwache aus dem Traum. Du siehst mir in die Augen und ich weiß, ich kann dir traun. Dieses Glücksgefühl! Jedes Molekül meines Körpers singt dir eine kleine süße Melodai 
und dann sticht es und dann brennt es und dann ist es schon vorbei. Subkutan, du gehst mir unter die Haut, subkutan, fremd und vertraut gehst du mir unter die Haut. Ach ja, das wars dann wohl für diesmal, heute werde ich entlassen. Du bestellst mir schon ein Taxi und ich kann es noch nicht fassen: Unsre Zeit ging viel zu schnell, viel zu, viel zu schnell vorüber. Ich bin traurig, du gelassen, stehst mir gegenüber – dieses Glücksgefühl! Jedes Molekül meines Körpers wird dich heut und in Ewigkeiten lieben, du mein starker, süßer, schöner Krankenpfleger von Station sieben. Subkutan, du gehst mir unter die Haut, subkutan, fremd und vertraut gehst du mir unter die Haut.
10.
Grübeln 02:07
Vom Hundertsten ins Tausendste zurück und wieder hin, im Kopf das Rauschen einer Muschel mit sieben Meeren drin. Wie auf sieben Ozeanen immer hin und her, siebenmal hoch sieben Fragen schwimmen kreuz und quer. Nachts frag ich den Märchenspiegel, der nie Antwort gibt, wie ein Buch mit sieben Siegeln hinter sieben Brücken liegt, hinter sieben Hängebrücken häng genauso durch, ich trag sieben Bärte und Perücken siebenmal pro Wochentag. Dreh mich siebenmal im Kreise, siebenmal kehr ich zurück, siebenmal auf gleiche Weise auf der Suche nach dem Glück.
11.
Das Lachen 03:13
Was nicht wahr ist, wird dir wahr erscheinen, was dir falsch erscheint, ist sicher wahr. Fische zappeln an den falschen Leinen, trübes Wasser scheint dir völlig klar. Falsche Priester nehmen unverhohlen falsche Beichten ab, was ist dabei? Und die Wahrheit schleicht auf leisen Sohlen durch das Kerzenlicht der Sakristei Das Dunkel öffnet den Rachen Lachen, Freunde, immer nur lachen Was du zu sehen scheinst, ist nie geschehen was wirklich vorgeht hast du nicht gesehn du sieht die Uhren scheinbar rückwärts gehen und eh du dich versiehst, ist es um dich geschehn Das Dunkel öffnet den Rachen Lachen, Freunde, immer nur lachen Was ich euch zeige, braucht ihr nicht zu glauben, seht und vergesst, was euch beschwert. Wir wollen immer nur die süßen Trauben, bis sich das Süß in Bitterkeit verkehrt.
12.
Zauberfee 03:08
Manchmal kann ich meinen Nächsten nicht so lieben, wie er’s bräuchte. Harte Worte, grobe Gesten und nicht grad die hellste Leuchte. Hey, Zauberfee, brau uns einen Zaubertee! Wer ihn trinkt, wird sanft und weise, liebevoll und zugewandt, und die Lauten werden leise, Morgenland und Abendland singt: Hey, Zauberfee, brau uns einen Zaubertee! Plötzlich wollen alle teilen von Berlin bis Burgenland, und es öffnen sich die Tore den Gestrandeten am Rand! Hey, Zauberfee, brau uns einen Zaubertee! Ist der Tee schon eingekesselt, liebste Fee, s ist höchste Zeit, jemand hat nen Krieg entfesselt, alle sind gewaltbereit. Keiner fragt mehr nach den Gründen, keiner ist mehr Pazifist, dabei könnte sich entzünden, was nicht mehr zu löschen ist. Hey, Zauberfee, brau uns einen Zaubertee! Harte Herzen werden weicher, weiche Eier fassen Mut, und die Armen werden reicher und das Ganze endlich gut! Hey, Zauberfee, brau uns einen Zaubertee!

about

Zwölf Lieder, neue und ein paar ältere, die in die Zeit passen, mit Texten von Heike Mildner, Martin Miersch und Gerd Eggers, mit komponiert, arrangiert, gesungen und eingespielt von Heike Mildner.

credits

released February 7, 2024

Texte: Heike Mildner (2, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 12)
Gerd Eggers (3),
Martin Miersch (1, 10, 11)

Musik: Heike Mildner
Gesang und Instrumente: Heike Mildner,
außer Bass in 6 und 7: Tomasz Wołoszyn
2. Stimme in 8: Claudia Wołoszyn

Aufgenommen und gemischt von: Björn Richter
Titelmastering: Nico Kollmann
acoustic-sound-studio.de

CD-Mastering: Ingo „Hugo“ Dietrich
hugo-sunshine.de

Covergestaltung: Heike Mildner

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all rights reserved

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about

Heike Mildner Berlin, Germany

Berlin ist lange her, doch wer kennt schon Lietzen - 60 km östlich von Berlin am Rand des Oderbruchs? Hier passiert nicht viel, außer man macht selbst was. Ich schreibe Lieder, singe sie zur Gitarre und für die neue CD habe ich Geige, Bass, Banjo, Akkordeon aus der Ecke geholt. ... more

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